Je besser man sich selbst kennt, desto besser kann man sein Leben so gestalten, wie es zu einem passt. Und ein Leben, dass zu einem passt und nicht von den Erwartungen und Prioritäten der Gesellschaft bestimmt wird, macht einen glücklich. Diese simple Tatsache liegt dem Trainingsprojekt „Wer bin ich?“ zu Grunde, das 20 Mitarbeiter, u. a. 10 Young-MCB-Mitglieder, dieses Jahr absolvieren. Sie versuchen dort unter anderem, ihre Leidenschaften, Talente, Ängste und Unsicherheiten aufzuspüren. Was bringt das den Teilnehmern? Wo ist der Bezug zur Arbeit? Und warum hat MCB ein Interesse daran, dieses Training zu fördern? Drei Mitarbeiter erzählen: Trainer und Manager Marketing & Business Development a.i. Lezgin Aydin und der Young MCB-Mitglieder und Vertriebsmitarbeiter Sam Humblé und Delil Cangiz.
Lezgin: „Um herauszufinden, was zu einem passt, muss man sich die Frage stellen: Wo liegen meine Leidenschaften und Talente? Wenn das der Ansatzpunkt ist, kostet einen das sehr wenig Energie. Deshalb beginnt das Projekt auch mit individuellen Assessments. Als nächstes kommt das Thema „Lerne dich selbst kennen, indem du jemand anderen kennenlernst." Hier werden unter anderem Speed Dates durchgeführt mit vorformulierten, tiefgründigen Fragen.“ Sam und Delil: „Damit schaffen wir sofort eine offene Atmosphäre in der Gruppe. Jeder war bereit, sehr persönliche Dinge zu erzählen.“ Lezgin gibt Beispiele für die Fragen: „Was würdest du machen, wenn du nur noch ein Jahr zu leben hättest? Was willst du unbedingt noch machen und warum machst du das jetzt nicht? Wofür schämst du dich? Das soll dazu führen, dass man durch die Antworten des anderen auch Dinge über sich selbst herausfindet.“ Team-Building kam auch noch zur Sprache bei der Frage „Wenn du dich selbst klonen könntest, was würdest du beibehalten oder herausnehmen?“
Durchstreichen
Die Teilnehmer spielten auch ein Brettspiel darüber, wie man ein Unternehmen finanziell leitet. Lezgin: „Man kann sich zwar überlegen, was man gut findet und was nicht, aber man findet es eigentlich erst dann heraus, wenn man etwas macht. Und das Durchstreichen von dem, was nicht zu einem passt, ist wichtig, weil es den Stress wegnimmt. Der Stress entsteht durch die vielen Möglichkeiten, mit denen man hier in den westlichen Ländern seine Zeit verbringen kann. Das ist ein Luxus, aber es sorgt auch für viel Druck.“
Die Kreativität stimulieren
In einer Sitzung über Kreativität bekamen die Teilnehmer unter anderem mehr Einblick in die Möglichkeiten, die eigene Kreativität zu stimulieren. Danach kamen witzige Übungen, um das müde Gehirn „aufzuräumen “. Sam: „Früher hätte ich Angst gehabt, dass ich mich bei den Übungen lächerlich mache. Jetzt musste ich laut darüber lachen, aber ich habe mitgemacht.“ Delil ging in die Sitzung mit der Annahme, er sei überhaupt nicht kreativ. „Aber in unserer Gruppe hatten wir doch innerhalb kürzester Zeit Ideen, auf die wir ziemlich stolz waren. Das gab mir Selbstvertrauen. Ich habe gelernt, dass deine Angst dich daran hindern kann, kreativ zu sein. Wenn du beispielsweise denkst, dass andere deine Idee nicht gut finden, dann sagst du lieber nichts. Das hält deine Überzeugung aufrecht.“ Lezgin nickt: „Deine eigenen Überzeugungen können dich daran hindern, deine Talente maximal zu nutzen. Das wirkt sich auf das Ergebnis deiner Arbeit aus und auch auf dein Leben. Es ist sinnvoll herauszufinden, ob deine Überzeugungen wirklich stimmen bzw. inwieweit sie wahr sind. Denn jeder Mensch ist kreativ.“
Unsicherheit und Angst
In einer anderen Sitzung bekam ein Gastdarsteller die Aufgabe, Zeichen von Unsicherheit und Angst ans Tageslicht zu bringen. Die Teilnehmer mussten einer nach dem anderen den Schauspieler, der eine imaginäre Glückspforte bewachte, überzeugen, hineingelassen zu werden. Während sie das Beste aus sich herausholten, sprach der Gastdarsteller, auf der Suche nach Unsicherheiten, die Teilnehmer explizit auf unangenehme Themen an. Sam: „Ich bin ziemlich ungeduldig in Bezug auf meine Karriere. Das wusste der Schauspieler, weil wir darüber gesprochen hatten. Er sprach diese Ungeduld an und ließ mich nicht hinein, sodass ich es noch einmal versuchen musste. Darum ging es natürlich auch: So wurde mir diese Eigenschaft nachdrücklich bewusst. Sehr interessant.“ Auch Delil konnte er ins Schwitzen bringen. „Ich mag es nicht, wenn in einem Gespräch plötzlich Schweigen herrscht. Das merke ich oft in meinen Verkaufsgesprächen. Ich rede in Gesprächspausen, obwohl Zuhören natürlich ist das Wichtigste ist. Der Schauspieler hat das grandios herausgearbeitet. Er flüsterte mir einmal ins Ohr: „Halt doch mal den Mund!“ Das war sehr aufschlussreich.“
Anwendung
Das Projekt wird im Sommer fortgesetzt, aber könnt ihr jetzt schon von den Erkenntnissen profitieren? Sam: „Ich bin noch immer nicht sicher, in welche Richtung meine Karriere gehen soll. Das Projekt hat bei mir ausgelöst, dass ich jetzt konkrete Schritte unternehmen werde, um Klarheit darüber zu bekommen. Denn sonst weiß ich in zwei Jahren noch nicht, was ich will. Man kann sagen, dass ich meine zukünftigen Entscheidungen bald untermauern möchte.“
Delil: „Mir hat es Halt gegeben, einen Plan, auf den ich zuarbeiten möchte. Und ich habe viele praktische Erkenntnisse gewonnen. Ich begreife jetzt beispielsweise, dass ich nicht reden muss, wenn niemand etwas sagt. Ich habe auch abschließende Sätze notiert, die ich verwenden kann, um ein Verkaufsgespräch zu beenden.“
What’s in it for MCB?
Auch Lezgin findet es gut, genau wie Sam und Delil, dass MCB ihnen dieses Projekt ermöglicht hat. „Für das Unternehmen hat es keinen konkreten Zweck. Im Gegenteil, es kann sogar sein, dass Mitarbeiter entdecken, dass sie hier nicht richtig sind und dass ihre Talente an anderer Stelle besser zur Geltung kommen. Aber MCB hat den indirekten Wert des Projekts erkannt. Es hilft Menschen, sich wohler in ihrer Haut zu fühlen und das verbessert ihre Leistungen. Wenn man etwas tut, was gut zu einem passt, ist man motivierter und glücklicher (mit der Arbeit). Davon profitiert auch MCB. Es ist sowohl für die Mitarbeiter als auch für das Unternehmen der Idealzustand, wenn die Leute mit Leidenschaft ihrer Arbeit nachgehen und entsprechend ihren Talenten eingesetzt werden. Das funktioniert nie zu 100 %, das ist eine Utopie, aber ein Verhältnis von 70 bis 80% schöne Aufgaben und 30 bis 20% weniger angenehme Dinge ist eine gute Mischung. Das gönne ich jedem.“